REISEBERICHTE |
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Fr, 19.07.02 heute soll es endlich losgehen in die tschechische republik, wie jeden sommer seit 1999. natürlich ganz sportlich mit dem fahrrad, um möglichst viel zu sehen und sich den stress von wegen "wo lassen wir bloss das vollbepackte auto..."zu ersparen. morgens gleich mal mein gutes altes rad reparieren lassen, dann gegen 15.00 mit´m zug los nach lübeck, buzz steigt in raisdorf dazu. wie immer habe ich auf der strecke bis dahin hammerschiss, dass buzz das mit der zeit verpennt und sich wie immer als zu spät erweist. heute ist er pünktlich. draussen giesst es aus kübeln, wie schon seit tagen. ganze bahntrassen sind deutschlandweit abgesackt, sinftlutartige regengüsse lassen uns am sinn einer radreise zweifeln, aber kack drauf, augen zu und durch, wird ja schon nicht drei-vier wochen permanent pissen. eigentlich sollen wir heute um 21h etwas in stendal ankommen. da dann in´s miami (danke, www.partyhoelle.de) und durchmachen, nächsten morgen um kurz nach fünf soll ein zug direkt bis zittau gehen. wegen des 21euro-tickets und unserer schwerbepackten räder sind wir mal wieder auf regionalzüge angewiesen, sogesehen ist das echt ne supergeile verbindung von kiel in´s gelobte land. schon der erste strich in unserem kalkül, bahnstrecke nach lübeck gesperrt, trasse abgerutscht. schienenersatzverkehr. andere fahrgäste motzen rum, egal, wir kommen samt rädern mit, verpassen in lübeck aber unseren zug, müssen umdisponieren. erstmal wird ein haufen tuborg bei penny organisiert, dann geht´s via lüneburg und uelzen (den hundertwasserbahnhof beäugt) nach stendal. buzz kümmert sich hingebungsvoll um meine vorder-(und!!!) hinterbremse (ich meinte das würde auch mehr oder weniger ohne gehen...). ankunft halb zwölf. krempel in schliessfächern verstaut. morgen um 5:14 geht der zittau-express, von da ein katzensprung nach doksy, yeah!!! ab auf den marktplatz, tuborg´s allemachen und in die disse miami, die war echt geil. endlich wieder unterwegs, zum ersten mal macht sich echte gute laune breit. wir lernen n paar leute kennen, gehen mit denen zur nachttanke, nachtanken. ein bier jagt das nächste, wir werden immer dichter und beschliessen, kurz mal auf ner grünfläche zu relaxen, ehe wir uns wieder in´s miami-getümmel stürzen wollen. Sa, 20.07.02 dank vogelzwitschern und sonnenstrahlen erwachen wir total versifft, schauen auf die uhr... scheisse, verpennt. ab zum bahnhof. via rathenow, berlin, görlitz, zittau hoffen wir heut noch mit nahverkehr bis doksy, wenigsten bis cz, zu kommen. strecke görlitz-zittau wird nicht bedient, wegen des unwetters der letzten tage, scheisse. weiss echt nicht mehr wie, irgendwie schaffen wir es doch noch, um 16:40 sowas in doksy einzurollen, geschafft! erstmal alles abchecken, scheint echt was zu gehen hier. pennplatz suchen. entscheiden uns für´s wildpennen in freier botanik, wollen kohle sparen und ein blick auf den informationsplan deutet uns den weg zu einem sicheren platz, der an dieser stelle auch nicht verrraten wird; wir wollen ihn ja 2003 wieder nutzen. all den krempel rasch (aber durchdacht) versteckt geht es mit leichten rädern und raketen-speed ab an den macha-see, baden und den ganzen siff auf der haut abwaschen. die powerrutsche rockt, die sonne scheint, yeah, wir sind da, wo wir hin wollten und fangen an, urlaubs-style zu verspüren. alles easy, alles geil. die dämmerung naht, endlich stürzen wir uns auf unseren freund, auf das gute tschechische bier und feiern doksy und uns selbst gehörig ab. irgendwann wird´s zeit für disco, die kleinen gemütlichen seebuden schliessen und stoppen das zapfen. das zamek ist dank der doksy.de beschreibung und einigen passanten (ein standardvokabular tschechisch ist mal wieder äusserst vorteilhaft) schnell gefunden, die fahrräder sind schnell versteckt. unweit des zamek entdecken wir die porno-"mis-mas-bar". die wirkt wie´n puff, ist aber (anscheinend) keiner, also ab rein und noch schnell n bier hinterher. leider haben die nur budweiser da, eines der unserer meinung nach eher bescheiden cz-bierkreationen. hier kann buzz sich seine kontaktlinsen vor´m waschbeckenspiegel reindrücken, man ist ja doch etwas eitel. es bestätigt sich der eindruck, es hier nicht mit einem puff zu tun zu haben. falls es jemand besser weiss, bitte mail an tomasz@kieler-party.de! wir entern also das zamek, kommen aus dem staunen nicht heraus; willkommen im paradies! alles einfach nur geil! wer selbst da war, weiss wovon ich spreche. wir versacken natürlich. viel zu spät lösen wir uns vom zamek, am rad abstützend schieben wir am sparta vorbei. ein bier noch- eigentlich ne scheiss idee, egal. rein da. nun geht gar nichts mehr bei uns. also ab zurück in den busch, zum pennquartier. ich habe nen platten.wir müssen schieben, ist aber vielleicht auch besser so... "zuhause" im wald die sachen aus den büschen gezogen, isomatten ausgerollt, uns mit autan vollgeschmiert, noch mal die sicherheitslage gecheckt und binnen weniger sekunden weggepennt. So, 21.07.02 ameisen kümmern sich einen scheiss um autan. sehen gut zerfetzt aus, fühlen uns auch so. das wetter ist glücklicherweise schön geblieben. wollen heute weiter. räder fertig bepackt geht es los zur mis mas bar, wo wir als erstes buzz´s brille und seinen kontaktlinsenbehälter in einer hecke suchen müssen. haben wir gestern aus unerklärlichen gründen da versteckt. ne halbe stund espäter ist alles wieder aufgetaucht. nun aber los richtung mlada boleslav, ein hartes gewitter zwingt uns zum umdenken, zum glück, denn so kommen wir zu einem weiteren tag in doksy. das schlechte wetter verzieht sich so fix wie es gekommen ist. ich flirte mit der "parek v rohliku"-omi am stand oben am namesti, soll ihr was auf französich erzählen weil sie die sprache so sehr mag. hat spass gemacht, nette omi und die hot dogs schmecken wie mit liebe gemacht. wieder zurück zum bewährten pennplatz, sack und pack wieder gebunkert und ab an den see. sommer, sonne sonnenschein, was kann schöner sein? gen abend jagt ein bier mal das nächste und wir landen letztendlich im bily kamen. nicht so geil wie das zamek aber da geht heute gar nichts irgendwie, scheinen alle noch gelähmt vom exzessiven samstag zu sein. im kamen ist es mittelvoll. buzz wird hammerangebaggert und erwidert den heissen flirt indem er mit bier in der hand und kopf auf dem tisch einpennt. es wird zeit zu verschwinden, denke ich. buzz´s sekundenschlaf ist vorbei. wir einigen uns auf sofortige abfahrt. auf dem wie immer viel zu späten rückweg verfahren wir uns fast noch. buzz und ich streiten uns wegen irgendwelchen unwichtigen schwachsinn. wir trennen uns,denn beide meinen, den perfekten, kürzesten weg zurück zum pennplatz zu kennen. meiner stellt sich als kürzer und perfekter heraus. stolz wie oskar überlege ich mir, wie ich meinen triumph am besten auskosten kann und werde beinahe von nem skoda über den haufen gefahren. bezeichnenderweise ausgerechnet von buzz´s lieblingsauto, einem skoda 136. ein becker-hecht mit meinem rad zwischen den beinen in die böschung bewahrt mich vor schlimmerem. vor schlimmerem als üblen brennesselstichen an gesicht und händen. ich stehe vor unserem versteck und warte auf buzz, jedes geräusch klingt unheimlich. gleich kommt der trottel...er kommt nicht. 1,2,3,4,5 endlose minuten später ist er da. aller streit ist verflogen. sind über die anwesenheit des anderen beide sichtlich erleichtert und durch das biken durch doksy´s umgebung und den stressfaktor (wo geht´s eigentlich lang, wo steckt der andere, sprung in die brennesseln...)ausgenüchtert. isomatten werden ausgerollt, autan alle gemacht. wir reissen noch jede menge jokes zum tagesgeschehen, pennen schliesslich beim sabbeln weg. der superjoke in endlosschleife ist buzz´s nickerchen im kamen und das erstaunte gesicht der flirtkanditin. Mo, 22.07.02 selbst die doppelte menge autan finden die ameisen einfach nur peinlich lächerlich. unbekümmert wurde das, was sie zuletzt von unseren beinen übrig gelassen hatten, weggeätzt. kratz, juck, fluch. heute ist definitiv abreise, brauchen auch echt mal ne bier- und insektenpause. bierpause ist in doksy kaum durchsetzbar. ein letzter besuch auf dem namesti zwecks trinkwasserbuddeln auffüllen, ein au revoir unserer hot-dog omi zugerufen verschwinden wir aus unserem lieben gelernten doksy. aber: wir kommen wieder... der weitere verlauf führte uns über mlada boleslav, jicin, jaromer, ceska skalice, nachod, kudowa zdroj(PL), klodzko(PL), bystrica klodzko(PL), miedzielesie(PL), moravska trebova, zdar, brno, jihlava, jindrichu hradec, hojna voda, malonty, RYCHNOV NAD MALSI --- um fünfzehn uhr holt dad uns in vyssi brod ab...um zwölf uhr sind wir in Rychnov und haben nur noch drei km bis zur grenze. es giesst wie seit tagen aus kübeln. also suchen wir die örtliche pivnice auf um die wartezeit zu vertreiben und erleben das vielleicht schönste highlight der reise. nur wenige km von österreich, in dieser pivnice, ist es wie in einer anderen, superguten welt. wir betreten die pivnice... bischen schummerig, das interieur ist in die jahre gekommen, aber alles sauber. drei bauern sitzen an einem tisch, grüssen uns mit nem kopfnicken. der wirt macht unaufgefordert zwei pils klar. wir fühlen uns sofort wohl und bemerken den alten riesenfernseher, der an der wand hängt und auf dem irgendwas mit leichtathletik aus münchen flimmert. es ist einer dieser momente, die uns zeigen, warum wir immer wieder extra von kiel hierher, nach tschechien fahren. das ist das gelobte land! hier stimmt die alte regel, dass ein gutgezapftes pils seine zeit braucht, noch. wir breiten unsere landkarte auf dem tisch aus, lassen die gesamte tour und alle ereignisse revue passieren. lachen, sind melancholisch, sind zufrieden über den kompletten verlauf. der fernseher wird ausgeschaltet, genau wie unser zeitgefühl. der zettel auf dem tisch bekommt immer mehr striche...der wirt und die bauern werden immer gesprächiger. pennen könnte man hier wohl notfalls auch...jaaaaaaa, geil, lass das machen-ach nee, dad wartet ja auf uns an der grenze...plötzlich reisst es uns aus unserem idyll. wir sind zwei stunden überfällig. wir zahlen, fahren. ---und letzten endes über den grenzübergang vyssi brod nach österreich, wo wir von unserem dad abgeholt und zu ihm nach bischofswiesen(A) gefahren wurden. war sicher nicht angenehm, zwei strunvolle stinkende regenduchnässte biker quer durch die alpenrepublik zu kutschieren. die wiedersehensfreude glich das, so sagte unser dad später, glücklicherweise mehr als aus. die letzten tage waren wir nur noch am flüchten vor dem üblen dauerregen, der schliesslich das jahrhunderthochwasser der elbe herbeiführte. deshalb war österreich sozusagen unser letzter zufluchtsort...wir waren 3 wochen unterwegs und einige tage noch in österreich. eigentlich sind jeden tag dinge wie in doksy geschehen, alles war witzig und (teilweise im nachhinein) supergummigut. Tomasz/ Carsten Naumann |